10. Juli 2014

Natürlich Fast Food - LEON {REZENSION}

Ich habe aufgehört Klebezettel in die LEON-Kochbücher zu kleben. Es ist sinnlos! Die Bücher sind toll, top, klasse, spitze, grandios! Sie bringen mich dazu, anders über das Essen und Kochen zu denken. Irgendwie vermitteln sie sowas familiäres, so eine Wärme, die man zu spüren scheint, wenn man das eine oder andere Gericht kocht. Man hat Lust mit einer großen Familie und vielen Freunden an einem Tisch im Garten zu sitzen und ein laues Sommerabendessen zu genießen. Ohne viel Chi chi, ohne den Drang alles perfekt anzurichten, ohne die interessantesten, ausgefallensten Lebensmittel zu präsentieren.
Einfach nur tolle Rezepte aus ganz normalen Zutaten. Alltagsküche eben. Und an Alltagsküche ist nichts Verwerfliches dran. Wir alle kochen schnell mal eben ein Gericht.

Auch wir Foodblogger übrigens. Denkt nicht, dass wir stundenlang in der Küche stehen, mit Dessertringen hantieren, Tuffs aufsprühen, Glitzerstaub verteilen und Lieder für unsere Pflanzen singen, damit sie besser gedeihen. Das tun wir nicht! Nicht immer jedenfalls. Und wenn, dann nur für euch! Für euch oder für Gäste. Höchstens mal noch zum Ausprobieren oder Familienmitglieder beeindrucken (das aber nur, wenn sich der Aufwand in Grenzen hält). Bei uns kommt auch mal ein Nudelgericht einfach auf den Teller geklatscht, wobei die Sauce nicht exakt mittig drapiert wird, wo auch mal eine Erbse vom Teller kullert oder der Kuchen aufgeplatzt ist. Wir haben eben einfach nur Angst, dass ihr unsere Fotos dann nicht ansprechend findet oder eben genau das Rezept nicht nachkocht, obwohl es doch gerade das beste des Universums ist. Hm, eigentlich ziemlich doof,  wenn man mal genau drüber nachdenkt. Aber ich schweife ab.

Um schnelle Küche geht es im LEON-Kochbuch "Natürlich Fast Food". Folgende Einteilung erwartet euch: Fast Food, Slow Fast Food und Bonus Features (also sowas wie Cocktails, Informationen zur Nachhaltigkeit, natürliche Ernährung usw.). Slow Fast Food meint dabei Gerichte wie Schmorbraten oder ähnliches, was sich gut vorbereiten bzw. einfrieren lässt.
Schmorbraten klingt für euch nicht so nach Fast Food? Für mich auch nicht.

Bei diesem Buch geht es eben um schnelles Essen statt um Fast Food im Sinne wie wir es umgangssprachlich verwenden. Das war es aber, was mich vorerst an dem Buch abschreckte: "Natürlich Fast Food". Hm. Ich hatte Angst vor einem kompletten dicken Wälzer (die Bücher sind wirklich schön dick, eine richtige Kochbibel. Diese hier hat knapp über 300 Seiten.) über gesunde Burger.
Wirklich, ich stellte mir vor, wie mich Seite für Seite andere belegte Brötchen anlachten, mal mit Grünkernbratlingen, mal mit Tofuscheiben, selbstgemachte Sauce statt Ketchup, Vollkornbrotvariationen von Toast Hawaii, Lasagne mit Zucchinischeiben als Nudelplattenersatz... Ich glaube ich kann hier aufhören. Ist ja auch nicht so. Das Buch ist vielseitig und meiner Meinung nach ähnlich wie LEONs Buch "Familie und Freunde". Es gibt aber keine Rezepte, die auch in dem anderen Buch zu finden sind. Das passiert ja einigen guten Kochbuchautoren manchmal. Haben die kein Vertrauen darin, dass man ihre Bücher so toll findet, dass man sich alle kauft? Und warum sollte man das tun, wenn man einige Rezepte schon hat.
Doppelte Rezepte sind hier aber nicht der Fall. Leckere Rezepte aber schon.
Zugegeben, ich überblättere gerne mal die Frühstück-Seiten. Das hat aber ganz eigene Gründe. Ich bin eben kein Fan von Smoothie, Müsli, belegtem Brot und Co. Auch Omelette zum Frühstück geht ja mal gar nicht! Aber das wiederum könnte ich ja mal zum Mittag machen. Das Frühstückskapitel ist zu meinem Glück aber nicht allzu lang, sodass ich n ach ca. 16 Seite genüsslich weiter im Mittagessen-Teil schmökern kann. Dieser beginnt mit vegetarischen Gerichten. Sie sind soweit vorn, weil "vegetarische Kost für uns inzwischen mehr und mehr das Herzstück eines guten Mittag- oder Abendessens ist. Dafür gibt es viele Gründe: ...". Es folgen Schnelle Suppen, Reis & Co., Fleisch als Beilage, Schnelle Currygerichte [Cool, dass das ein eigenständiges Unterkapitel ist, oder?], Corner Shop Classics und Vorratskammer-Klassiker [falls mal nichts weiter im Haus ist].


Besonders große Augen habe ich beim Kapitel Sommer-Quickies, bei den Grillgerichten bekommen. Da habe ich mir auch gleich so das ein oder andere für diesen Sommer vorgenommen. Erbsensalat zum Beispiel. Oder Sonnenschein-Salat.

Für mich wirkt dieses Buch sehr authentisch, da erzählt wird, von wem die Rezepte stammen, was damit verbunden wird und welche Abwandlungen bei dessen Erfindern selbst schon auf den Tisch kamen. Man bekommt das Gefühl die Autoren persönlich kennenzulernen, was mir sehr gefällt. Die Autoren sind übrigens Henry Dimberleby und John Vincent: uns vorgestellt als Koch und Esser.

Kritiker könnten bei diesem Buch bemängeln, dass die Gerichte zu einfach sind. Nunja, im Alltag kochen wir eben einfach. Und wenn wir etwas wollen, was in zwanzig Minuten (alles was länger dauert findet sich im Kapitel Slow Fast Food) fertig ist und wir jeden Tag vertilgen könnten, so ist das eben auch gern mal etwas Einfaches. Meiner Meinung nach muss nicht immer die Tonkabohne zum Einsatz kommen oder das Trüffelöl aus dem Schrank geholt werden. Dill und Schnittlauch tun es doch auch! Wir versuchen immer alle möglichen Kombinationen statt öfter die ehrliche deutsche Küche auf den Tisch zu bringen. Und kaum sind wir bei unseren Großeltern, finden wir sie wieder toll, die Erbsen- und Kohlgerichte, Kartoffeln und Suppen.
Jetzt bleibt nur noch die Frage, ob wir dann dafür ein Kochbuch brauchen, weil wir durch unsere Begeisterung für`s Kochen schon so viel wissen, dass wir "einfache Erbsen" selber kochen können. Dagegen spricht aber einerseits die Raffinesse, die in der Abwechslung liegt (Spargel zum Beispiel mal nicht mit Hollandaise zu übertünchen, sondern mit Kräutern und Olivenöl zu arbeiten) und andererseits: Na und? Wenn es eben so ist, dass wir das alles auch ohne Rezepte kochen könnten: dann ist und bleibt dieses Buch einfach eine tolle Anregung was es denn mal geben könnte und welche Zutaten gut zusammenpassen.
Das wird im Buch ja selbst gesagt: Denken Sie in Farben,... überlegen Sie wie Gemüse mit verschiedenen Farben zu einer Speise kombiniert werden kann. ... Versuchen Sie es mal mit anderen Formen... Geben Sie Ihrem Gemüse den geschmacklichen Kick.  Wir werden also auch angeregt eigene Gerichte zu erfinden, die vorgegebenen nur als Basis zu nehmen. Genau das gefällt mir an Kochbüchern! So müssen sie sein und so würde auch eins von mir aussehen!

Zum Abschluss ein Zitat einer der ersten Seiten dieses Buches, was mir sehr, sehr gefällt:

Dies ist kein Bildband zum Anschauen. Wir woollen, dass es benutzt, verschmiert, hier und da eingerissen wird un dass manche Seiten später zusammenkleben.

Ich gestehe, das wird mich Überwindung kosten, aber ich versuche mich dran zu halten, obwohl ich eher der Typ bin, der seine Kochbücher ganz ordentlich haben will, weil es meine kleinen Schätze sind. Ein paar Kleckse sind doof. Wenn es dann aber ganz viele sind und wirklich einige Seiten zusammenkleben, so wie bei Omas alten Rezeptbüchern, dann finde ich das wieder cool, dann merkt man, dass damit gearbeitet wurde und die Rezepte darin ja demnach nicht so schlecht sein können.
Und deshalb denke ich, dieses Buch wird nach einiger Zeit bei mir verschmutzt im Schrank stehen. Denn ich schätze, ich werde es öfter benutzen. Bei den Rezepten kann man nämlich wirklich jeden Tag etwas aus diesem Buch kochen. Ich finde "Natürlich Fast Food" hat das Potenzial durchgekocht zu werden (nehmen wir das Frühstücks-Kapitel heraus, dann könnte ich euch sogar fast versprechen, dass ich es mache).



Henry Dimbleby, John Vincent
LEON Natürlich Fast Food. Ehrlich. Einfach. Gut.
Dumont Buchverlag
308 Seiten
200 farbige Abbildungen
EUR 29,99 
ISBN 978-3-8321-9368-3

Zum Reinlesen hierlang.


Ich finde es


Frohes Schlemmen, eure TONI

3 Kommentare:

Kulinarikus hat gesagt…

Hi Toni,
ich kann Dir nur recht geben, das Buch ist einfach toll.. ich habe es mir zwar noch nicht gekauft, aber ich hatte es mir schon mal in der Bibliothek ausgeliehen und war auch sehr davon begeistert. :-)
Viele Grüße, Claudi

christine hat gesagt…

Ich hatte diverse LEON Bücher nun auch schon immer wieder in der Hand. Ich glaube es wird Zeit, dass ich mir endlich mal ein Exemplar von denen zulege. Aber welches blos?

Das Zitat finde ich goldig, denn die meisten meiner Kochbücher sehen tatsächlich so aus, wie beschrieben ;)

Danke für die tolle Rezension und liebe Grüße
Christine

Tonia hat gesagt…

Hey Claudi, ist ja toll, dass die Bibliothek das hatte. Unsere hat meist keine neuen Exemplare (ok, das ist ja auch schon ein?zwei? Jahre alt. Vielleicht sollte ich auch mal wieder in der Bibliothek stöbern gehen:)

Hey Christine, das Buch ist echt toll! Ich wüsste auch nicht, welches ich dir von beiden empfehlen soll. Vielleicht nimmst du "Vegetarisch" und wir tauschen dann mal hin und her und schmieren uns die Bücher gegenseitig matschig ;) Schau doch mal auf meiner FB-Seite, ich verkaufe ein paar Bücher, die eine Freundin und ich doppelt haben.

Kommentar veröffentlichen

Gefällt dir das Rezept, hast du es auch schon mal ausprobiert? Ich freue mich über jedes Kommentar! Schreib gerne los:

 
design by copypastelove and shaybay designs.