22. Mai 2014

105.000 Mal essen wir und nehmen dabei 30.000kg Lebensmittel zu uns

Immer mehr Menschen haben immer weniger Ahnung von Ernährung, sagt Sarah Wiener. Wir wissen immer weniger, wie unsere Lebensmittel entstehen und hergestellt werden. Kaum jemand baut noch Gemüse an oder hält im Garten ein paar Hühner. Die meisten Leute haben ja noch nicht einmal Küchenkräuter im Topf zu Hause.
Wirklich? Ich dachte eher, der Trend geht immer mehr in Richtung gesunde, bewusste Ernährung, was beispielsweise die zahlreich sprießenden Foodblogs in den letzten Jahren verdeutlichen. In meiner Welt wird immer mehr auf gesunde Nahrung Wert gelegt, mehr Geld investiert, um gutes Essen zu bekommen. Doch scheinbar ist das wirklich nur meine Welt.
Denn wo sehe ich mich denn um? Tag für Tag bin ich nur damit konfrontiert, was die Personen in meiner Umgebung machen. So also meine Familie und Freunde, die durch mich beeinflusst sind, ebenso wie ich durch sie beeinflusst werde. Bei uns gibt es noch Hühner auf dem Hof, Tomaten-, Bohnen-, ... Zucchinipflanzen und zahlreiche Obstbäume sowie Kräuterecken. Auch begegnen mir beim täglichen Bloglovin-Besuch o.ä. die Foodblogger mit Ihren Meinungen, Posts und Rezepten, denen ich ja folge eben weil sie genau das tun, was mich ebenfalls begeistert: gesund kochen.
Wie sieht es aber rundherum aus? Wenn ich ganz genau hinsehe, erkenne ich auch die Kehrseite. Ich brauche nur einen zielgerichteten Blick auf Bekannte aus der Uni oder mein Arbeitsumfeld werfen. Oder schaut doch mal in den Einkaufskorb von eurem Vordermann in der Kassenschlange: vorneweg die Tiefkühlpizza. Jede Wette, ist die eines der meistgekauftesten Produkte für ein schnelles Alltagsabendessen, was gerade deshalb schade ist, weil Pizza selber machen ja nun wirklich kein unüberwindbare Sache ist. Und dabei meine ich: Pizza selber machen. Hier ist nämlich der Punkt, dass ja viele schon das in-den-Ofen-schieben als Selbermachen sehen. Ist ja nicht bestellt, ne? (Obwohl das Bestellen in dem Fall sogar die bessere Alternative wäre, denn Lieferservices nutzen frische Zutaten, auch wenn sie garantiert nicht sagen können, von welchem Hof der Brokkoli oder das Hühnerfleisch kommt. Teig wird nicht einfach nur aufgetaut, sondern wirklich seine Runden durch die Luft geschleudert.) Dann kommt doch das fertigen-Pizzateig-mit-Sauce-bestreichen-und-zumindest-eigene-Zutaten-darauf-verteilen der Sache wenigstens schon etwas näher.
Klar habe ich auch schonmal Fertigpizza gegessen, die nur noch aufgebacken wurde (die Pizza muss "atmen", hat eine gute Freundin immer gesagt, dann weißt du, dass sie fertig ist), in der heutigen Zeit ist es auch eher schwierig ganz und gar um sowas drumherum zu kommen. Ausgewogene Ernährung gelingt auf Arbeit und Reisen zum Beispiel eher mittelmäßig, was aber nicht bedeutet, dass man nicht darauf achten kann, was man isst. Alternativen zum Paradebeispiel Burger und Pommes sollte es nun doch überall geben.
Aber gerade, weil ich selbst schon in den "Genuss" von Junkfood und Fertigkrams gekommen bin, weiß ich folgendes: Frisch gekocht schmeckt immer besser.
Zu so einer Meinung zu gelangen braucht aber auch die Schulung des Geschmackssinns. Oma`s liebevoll gekochte Linsensuppe mag bei den Enkeln ein verzogenes Gesicht hervorrufen, mögen sie doch die Linsensuppe aus der Dose noch so gern.
Die Ernährung ist ein Gewohnheitsding. Geschmack entwickelt sich schon sehr früh, nämlich mit der ersten Nahrungsaufnahme. Jugendliche, die als Kinder eine Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse erfahren haben, werden später kaum mäklig die Hände vor dem Bauch verschränken, wenn ihnen ein Salatteller vorgesetzt wird. Sie kennen den Geschmack der verschiedenen Früchte, wobei es natürlich auch sein kann, dass das ein oder andere abgelehnt wird. Allerdings ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass genau diese Kinder freiwillig zu gesundem Essen greifen, als es diejenigen tun, die bisher kaum Kontakt damit erleben durften.
Im Jugendalter werden die Geschmäcker manipuliert und programmiert. Das sieht man am besten beim Wocheneinkauf. Die Familie (leider kein Standard, dass gemeinsam eingekauft wird.) durchstreift die Regale und für die Kinder wandern "die typischen" Dinge in den Einkaufswagen: Cornflakespackungen mit Spielzeug, Bärchenwurst, Kinderüberraschungseier, Fruchttiger, Fruchtzwerge und und und. Nicht alles davon mag schlecht sein. Vieles ist es aber. Im jungen Alter können die Kinder das von allein nicht wissen- Klar springen sie auf solche Produkte an. Drauf bauen ja auch die entsprechenden Hersteller. Allerdings sind nur 12,1 Prozent der Erzeugnisse ... zur Kategorie der Lebensmittel, die häufig verzehrt werden sollen zugehörig. Viele Schülerinnen und Schüler haben bei den Geschmackschulen von "Slow Food" in Oberösterreich keine Ahnung, wie das Gemüse heißt, das sie ertasten, beriechen, begutachten und schneiden. 
Einen bewussten Umgang mit dem eigenen Körper möchte man den Kindern vermitteln. Dazu gehört auch das Essen. Eltern, lasst eure Kinder bei der Essensplanung mitentscheiden, kocht gemeinsam mit ihnen und vor allem: esst gemeinsam! Nicht nur im Kindesalter, sondern das ganze Leben hinweg: Miteinander zu essen macht mehr Spaß.

http://www.styriabooks.at/article/4229


"Besser essen"  Wie "grüne" Küche, Flexitarier & Co mit Genuss die Welt verändern
Autor: Rudi Anschober
Erscheinungsdatum: Mai 2014
ISBN: 978-3-7012-0125-9
Format: 17,0 x 24,0 cm
208 Seiten
1. Auflage
Preis: 24, 99€
 
 
Wer sich wie ich für das Thema interessiert, dem empfehle ich das Buch "Besser Essen". Die kursiv geschriebenen Textstellen in meinem Post, sind aus diesem Buch übernommen. Ich habe es gestern per Post bekommen und schon begeistert verschlungen. 124 Rezepte mit regionalen, größtenteils vegetarischen Rezepten begleiten das Buch. Diese sollen als Anhaltspunkt dienen, regional, saisonal und frisch zu kochen. Das Buch betont folgende zehn Punkte, die als goldene Regeln aufgefasst werden könnten.
  1. Nehmen Sie sich Zeit fürs Kochen.
  2. Kaufen Sie möglichst frische Lebensmitte, möglichst wenig verarbeitet.
  3. Wählen sie regionale und saisonale Bio-Produkte aus und achten Sie auf fairen Handel.
  4. Lassen Sie den Lebensmitteln Zeit, ihr Aroma zu entfalten. Köcheln Sie etwa eine  Zwiebel immer 10 Minuten oder noch viel länger.
  5. Wichtig sind nicht die Details des Rezepts, sondern ihr eigener Geschmack. Machen Sie das Kochen zum Fest für Ihre Sinne.
  6. Trauen Sie sich etwas, seien Sie kreativ. warum nicht einmal Vanille in die Knoblauchsuppe?
  7. Verringern Sie ihren Fleischkonsum. Und wenn Fleisch, dann Tiere, die selbst gut gelebt haben. Gemüse ist der neue Star der Küche.
  8. Lernen Sie, wo immer möglich, die Produzenten Ihrer Lebensmittel kennen.
  9. Kochen Sie für Freunde, miteinander zu essen macht mehr Spaß.
  10. Gehen Sie von Zeit zu Zeit in Restaurants mit kreativer Küche essen - das gibt neue Inspiration.
Mit Sarah Wiener, sind es insgesamt 21 Experten, die den Weg zu "Besser Essen" in diesem Buch zeigen und ihr Lieblingsrezept zur Verfügung stellen: Carlo Petrini, Sarah Wiener, Yotam Ottolenghi, Ute Woltron, Ingrid Pernkopf, Katharina Seiser, Valentin Thurn, Josef Stockinger, Alfred Pointner, Nicole Bürstinger, Günter Achleitner, Helmut Rachiger, Manfred Huber, Christian Schrefel, Tanja Obernberger und Julia Oswald, Philipp Braun, Hanni Rützler, Georg Friedl, Johannes Gutmann und Barbara van Melle.





Ich werde mich in den kommenden Posts sicher noch einige Maile auf das Buch beziehen, denn es spiegelt an vielen Stelle wider, was ich denke.
 

1 Kommentare:

Melli hat gesagt…

Toller Artikel. Bei mir und meinem Umfeld kann ich zum Glück auch beobachten, dass viel mehr Wert auf gesunde Ernährung gelegt wird. Man befaßt sich viel mehr damit, was man eigentlich ißt. Aber ich fürchte, es gibt auch genug Mitmenschen, denen es immer mehr egal ist, was man zu sich nimmt. Diese Leute wollen sich einfach nicht die Zeit für Lebensmittel, Ernährung und Kochen nehmen. Mit Fertigprodukten ist das Essen nunmal oft schneller auf dem Tisch als frisch zubereitet.

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